Vorwort des Fussarztes Seite 1 Wie kommt es zu Schmerzen Seite 5 Fussgewölbe Seite 7 Senkfuss Seite 9 Tibialis posterior Syndrom Seite 11 Fersenschmerzen Seite 15 Achillessehne Seite 18 Fersenschmerzen bei Kindern Seite 23 Richtig dehnen bei Fersenschmerzen Seite 27 Vorfussschmerzen Seite 31 Morton Neurom Seite 33 Hallux valgus Seite 35 Richtig mobilisieren bei Halluxbeschwerden Seite 39 Knie Seite 41 Schuheinlagen nach Mass Seite 45 Einlage ist nicht gleich Einlage Seite 47 Einlagentypen Seite 49 Die Einlagenkomponenten Seite 67 Preise Seite 69 Häufig gestellte Fragen Seite 71 Schuhe Seite 75 Mythen und Märchen Seite 81 Nachwort des therapeuten Seite 85
Schon immer haben Menschen sich Gedanken darüber gemacht, wie sie sich Dinge im Leben erleichtern, Beschwerden meiden bzw. lin‐ dern, ihre Funktionalität verbessern können. Der Gedanke an Einla‐ gen ist daher nicht neu. Am 10.1.2001 berichtete die NZZ über den nach damaligem Stand der Wissenschaften ältesten Fund von Einla‐ gen. „In einer jungsteinzeitlichen Seeufersiedlung in Zug haben Ar‐ chäologen die wohl älteste Schuheinlage der Welt gefunden: Es han‐ delt sich um ein rund 5200 Jahre altes Polster aus gepresstem Moos.“ Vermutlich würden wir die damalige Versorgung heute eher als Einle‐ gesohle bezeichnen. Sie konnte wohl wärmen und dämpfen, sicher‐ lich hat sich das Moos auch der Fussform angepasst unter den Ein‐ flüssen der Witterungen, sodass sich eine gewisse stützende / bet‐ tende Wirkung ergab. Wärmen und dämpfen können wir heute mit ei‐ ner reichlichen Auswahl vorgefertigter Einlegesohlen und auch Einla‐ gen sicherlich ebenso. Bei Letzteren jedoch muss man schon in Be‐ tracht ziehen, dass eine „für Jeden-passende-vorgefertigte-Einlage“ eben auch nicht nur nicht helfen, sondern unerwünschter Weise auch nachteilige Effekte haben kann. Heutige Einlagen im eigentlichen Sinne können demgegenüber deutlich mehr. Es sind individuell gefertigte orthopädie-technische Hilfsmittel zum Zwecke der Schmerzlinderung, Dämpfung / Entlas‐ tung von örtlichen Druckspitzen, flächigen Bettung gefährdeter Füsse z.B. von Diabetikern, Wuchslenkung, Stellungskorrektur, Höhenausgleich, Richtungslenkung, Erleichterung des Abrollens, Stabilisierung, Vorbeugung von Überlastungs-, Übermüdungser‐ scheinungen sowie Verletzungen, Funktionsverbesserung, aus Gründen des Komforts und anderer Dinge mehr. Im Sportbereich sind teilweise auch bei vorher beschwerdefreien Verbesserungen der Laufgeschwindigkeiten beobachtet worden. Einlagen kommen 1 zum Einsatz, wo es nichts zu operieren gibt, weil eine Operation nicht erforderlich, nicht sinnvoll, nicht zielführend ist. Wir nutzen sie zur Symptomlinderung, wo wir einen Kompromiss eingehen müssen, weil eine zielführende Operation aus anderen Gründen nicht möglich ist. Wir brauchen sie beispielsweise vor Operationen um Zwischenzeiten zu überbrücken, in denen eine erforderliche Operation noch nicht möglich ist. Nach Operationen dienen sie dem Erhalt / Schutz eines erzielten Ergebnisses. Die Anforderungen an Einlagen sind hierbei vielgestaltig und die Überlegungen dazu teilweise recht komplex, will man doch den Wünschen des Patienten und den Erfordernissen der Problematik bestmöglich gerecht werden. Aspekte wie Gewichtsbe‐ lastung, Berufs-, Freizeit- und Sportbelastungen kommen hier ins Spiel bei der Auswahl der Materialien. Schuh und Einlage bilden hier eine Einheit. Einlagen passen am besten oder teilweise ausschliess‐ lich in die Schuhe für die sie gefertigt wurden. Ein unpassender Schuh kann eine Einlage beschädigen, eine Einlage einen Schuh. Mit dem Schuh zusammen wird das Spektrum der Versorgungsmöglichkeiten von Einlagen erheblich erweitert. Es macht daher Sinn, das ge‐ wünschte bzw. erforderliche Schuhwerk in die Einlagenversorgung mit einzubeziehen. Eine Einlagenversorgung für einen Stahlkappenar‐ beitsschuh kann durchaus bei demselben Patienten andersartig aus‐ sehen als eine für den Sportschuh, wohlgemerkt bei demselben Pro‐ blem. Klassischerweise ist die Versorgung mit Einlagen aufgeteilt zwi‐ schen den Ärzten und den Orthopädie-Technikern. Aufgabe des Arztes dabei ist die Erfassung der Beschwerde / krank‐ heitsauslösenden Ursachen unter Berücksichtigung des örtlichen Be‐ fundes, aber auch der Gesamtstatik und Funktionalität. Er formuliert die gewünschte Verordnung für den Techniker und prüft nachfolgend die Fertigung der Einlage. Aufgabe des Technikers ist es, den Vorgaben des Verordners folgend, eine für den Kunden (nicht immer ist dieser auch Patient) möglichst wenig einschränkende, möglichst komfortable Ver‐ sorgung zu finden. Er muss hier zuhören können, was der Patient sich wünscht / erwartet, sich in den Patienten hineinversetzen können. Es gilt 2
muss die Bewegungsabläufe kennen und sich einen Eindruck ver‐ schaffen über das Gesamtbild des Patienten, die Auswirkungen der Korrektur auf höher gelegene Gelenke. Je nach Erfordernis wird ein belasteter Abdruck gefertigt, ein 3D-Scan, ein Gips in Korrekturstel‐ lung, eine Laufbandanalyse, eine Fussdruckmessung (Pedobarogra‐ phie) mittels einer Teststrecke mit Druckmessplatten oder im Schuh eingelegter Druckmesselemente. vom Körper durch sensorischen Reiz und falls erforderlich eine moto‐ rische Antwort) ist ebenso unzutreffend wie der Glaube, dass wir heu‐ te klar wüssten, welche Korrekturelemente einer „propriozeptiven Einlage“ welchen Effekt erzeugen. Zu vielgestaltig sind dabei die Her‐ angehensweisen der verschiedenen Techniker, als dass hier ein Kon‐ sens bestünde, was was macht und was es unbedingt braucht um welchen Effekt zu erzeugen. Bereichert wird dies durch Dinge wie magnetische Elemente in Einlagen … Das Ergebnis der Überlegungen fliesst dann in die Einlagenversor‐ gung ein. Korrekturgipse spiegeln verständlicherweise eine korrigierte aber unbelastete Fussstellung wider, belastete Verfahren lassen keine manuelle Stellungskorrektur des Fusses zu. Es ist die Kunst und Er‐ fahrung des Technikers dies in eine geeignete Einlagenversorgung zu übersetzen. Ein regelhafter Austausch zwischen verordnendem Arzt und Techniker ist hier durchaus von Vorteil. In Zeiten wo praktisch in jedem Haushalt ein PC steht, 3D-Scanner und Drucker für den privaten Gebrauch erschwinglich und für den technisch Interessierten und Versierten handhabbar sind, kann sich heute jeder seinen Elektroschalter und seine Einlage selber „dru‐ cken“. Wozu also brauchen wir den Arzt und Techniker noch? Für die Einlagenversorgung trifft, wie für viele andere Bereiche des Lebens auch zu: Es gibt keine „für alles perfekte Lösung“, und so gilt es die für den Patienten individuell sinnvollste Lösung zu finden. Manchmal ist hier weniger mehr, wenn beispielsweise die Akzeptanz für eine umfängliche Versorgung nicht gegeben ist, wenn der Fuss diese nicht erträgt. Eine halbwegs korrigierende Einlage ist immer noch besser, als eine die nicht getragen wird. Manchmal ist eine um‐ fängliche Versorgung, die anfänglich überschiessend erscheinen mag, günstiger, weil sie die Gesamtfunktionalität bessert. Bis das fer‐ tige Produkt letztlich in den Händen des Kunden liegt, sind hier einige Bearbeitungsschritte erforderlich. Längst nicht immer ist dies dem Techniker anzulasten. Schlag‐ worte wie „althergebrachte“, „propriozeptive“, „neuromuskulä‐ re“ Einlagen und andere Begriffe mehr stehen heute im Raum. Die Einschätzung, dass althergebrachte Einlagen nur mechanis‐ tisch wirken (schon ein Krümel im Schuh verlangt eine Reaktion 3 Wir sollten die modernen Techniken dort nutzen, wo sie zu unserem Vorteil sind. Digitale Modelle erlauben die Anfertigung beispielsweise einer Wechseleinlage, die moderne Fräsmaschinen aus hoch techni‐ sierten Werkstoffen schnell und präzise herstellen. Dennoch braucht es auf dem Weg zur passenden Einlage heute, und aus meiner Sicht auch in Zukunft, etwas, was neben den vielen anderen oben genann‐ ten Dingen nicht ersetzbar ist: Verständnis fürs Metier und Erfahrung! Auf diese treffen wir beim kompetenten Techniker. Dem interessierten Leser der nachfolgenden Informationsschrift wünsche ich viel Ver‐ gnügen und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre, dem Techniker ein all‐ zeit „gutes Händle“ und den Pati‐ enten, dass sie allzeit „GUT ZWÄG“ bleiben. Ihr Dr. Anselm Eglseder, Mai 2020 Leitender Arzt Chirurgie Facharzt Orthopädie Spital Zofingen 4
Körperliche Beschwerden entstehen dann, wenn unser Organismus Mängel oder Defizite nicht mehr ausreichend selber kompensieren kann. In der Medizin spricht man hier von "Dekompensation". Un‐ günstige Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine Fehlstellung kön‐ nen über Jahre unbemerkt bleiben, weil sie keinerlei Beschwerden verursachen. Der Körper gleicht solche Mängel laufend aus, und erst wenn dies nicht mehr ausreichend gelingt, etwa wenn wir älter wer‐ den, meldet sich die betroffene Stelle in Form eines Schmerzreizes und macht unser Bewusstsein darauf aufmerksam. Eine derartige De‐ kompensation äussert sich meistens durch eine Überbelastung von einzelnen Strukturen wie Sehnen oder Muskeln, die mit der Kompen‐ sierung überfordert sind. Eine solche Überbelastung resultiert aus einem Ungleichgewicht zwi‐ schen Belastung und Belastbarkeit. Heftige Gewalteinwirkungen im Rahmen einer Verunfallung können Prellungen und Zerrungen verur‐ sachen, die der Körper natürlich auch nicht sofort kompensieren kann. Die darauf folgenden Schmerzen erwachsen aus einer Entzün‐ dung, mit welcher der Körper auf die Reizung reagiert. „Im Prinzip sind Entzündungen ein Frühwarnsystem des Kör‐ pers“. Unter einer Entzündung versteht man die lokale Reaktion des Körpers auf einen inneren oder äusseren Reiz, der die physiologi‐ schen Abläufe gefährdet. Das Ziel der Entzündung ist es, den schädi‐ genden Reiz zu beseitigen und die Voraussetzungen für Reparaturvorgänge (Heilung) zu schaffen. Die Entzündung ist damit ein Ausdruck der Immunreaktion des Organismus. Verschiedene Faktoren begünstigen Entzündungsreaktionen und füh‐ ren, leider immer häufiger, zu besorgniserregenden chronischen Ent‐ zündungen, bei denen sich der Körper nicht gegen das Dauerfeuer von Entzündungsstoffen auf Organe und Gewebe wehren kann. Die Anzahl chronisch-entzündlicher Erkrankungen hat in den letzten 5 Jahrzehnten stark zugenommen. Auffällig ist dieser Trend vor allem in Industrieländern, sodass chronische Entzündungen von Experten mittlerweile sogar als Zivilisationsphänomen bezeichnet werden. Er‐ klären lässt sich dies, anhand des modernen Lebensstils, der geprägt durch ein ungesundes Ess- und Bewegungsverhalten, sowie Stress‐ faktoren den entzündlichen Prozessen im Körper Vorschub leistet. Wenn diese Abwehrleistung des Organismus zu einem Dauerzustand wird, also chronisch, dann schädigen Entzündungen gesunde Organe und werden zum Nährboden für zum Teil schwere Folgeerkrankungen im gesamten Körper. Inzwischen bestätigt sich der Verdacht, dass die chronische Entzündung für Krankheiten wie Alzheimer, Arteriosklero‐ se, Arthritis, Asthma, Demenz, Diabetes, Herzinfarkt, Krebs, Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Neurodermitis, Parkinson, Schlaganfall und Schuppenflechte mitverantwortlich sein kann. Denn mit der Entzün‐ dung mobilisiert das Immunsystem Botenstoffe, die nicht nur Nützli‐ ches bewirken, sondern immer häufiger auch gesundes Gewebe angreifen. Wenn wir nicht angemessen auf Schmerzen reagieren, ist der Körper gezwungen, die entzündliche Reaktion und damit die Schmerzen zu verstärken, um uns unmissverständlich davon abzuhalten, die über‐ belasteten Stellen weiter zu beanspruchen. Durch dieses Mittel will der Organismus dauerhafte Schäden an den Strukturen, wie zum Bei‐ spiel den Füssen, verhindern. Denn ohne Schmerzimpuls könnte eine fortwährend überforderte Sehne ohne bedeutenden Anlass unbe‐ merkt reissen. Bei lang anhaltenden Sehnenentzündungen kommt es zu einer Fehl‐ heilung der Sehne und damit zur Desorganisation der Sehnenstruktur. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bei chroni‐ schen Sehnenproblemen weniger die entzündlichen, sondern viel‐ mehr die strukturellen Veränderungen des Sehnengewebes im Vordergrund stehen und deshalb die Ausheilung nur sehr schwer er‐ folgen kann. 6
mit Hilfe von Bögen und Gewölben. Das Besondere an dieser Bau‐ weise ist, dass ein Gewölbe in sich stabil und damit selbsttragend ist, weil sich die einzelnen Elemente, beim Fuss sind es die Knochen, ge‐ genseitig stützen und stabilisieren. So können schwere Lasten über grosse Spannweiten getragen werden. Die elastische Funktionsweise des Kreuzgewölbes, wie sie auch der Fuss aufweist, schützte ohne Frage manche Kuppe historischer Gebäude vor der Zerstörung durch verheerende Erdbeben. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Hagia Sophia, die von den Byzantinern erbaut seit 1’500 Jahren in Istanbul steht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten die geeignete Gewölbestruktur zu finden, trotzt das gewaltige Bauwerk in einer der seismisch aktivsten Erdregionen, zwischen der eurasischen und der arabischen Platte, seither allen Erdbeben. Der Fuss weist sowohl eine Längswölbung wie auch eine Querwölbung auf. Dadurch wird das Körpergewicht hauptsächlich über die drei Punkte Ferse, Grossze‐ henballen und Kleinzehenballen getragen. Die Fussgewölbe werden mithilfe der Muskulatur verspannt und dank Bändern aufrechterhal‐ ten. Fussgewölbe Der Fuss weist sowohl eine Längswölbung wie auch eine Querwöl‐ bung auf. Dadurch wird das Körpergewicht hauptsächlich über die drei Punkte Ferse, Grosszehenballen und Kleinzehenballen getragen. Die Fussgewölbe werden mithilfe der Muskulatur verspannt und dank Bändern aufrechterhalten. Nebst dem Spiralprinzip ist das Gewölbeprinzip das wichtigste Natur‐ prinzip, welchem der Körper in seinem Bauplan folgt. Speziell im Fuss hat sich diese Art der Stabilisation durchgesetzt. Zum einen ist es durch die Gewölbekonstruktion möglich, Last perfekt zu verteilen und zum anderen erfüllen die Fussgewölbe eine funktionelle Bedeutung. Sie verrichten eine abfedernde, puffernde Aufgabe. Lange vor der Erforschung durch Leonardo Da Vinci, bauten Ägypter, 7 Betrachtet man den Fuss genau, sieht man, dass sich der Aufbau durch ein nach innen drehen des Vorfusses gegenüber der Ferse er‐ gibt. Dadurch entstehen eine spiralige Verspannung und ein asymme‐ trisches Kreuzgewölbe, welches sich nach aussen und vorne abflacht. Stellt man beide Füsse nebeneinander, so sieht man, dass sich die Wölbung imaginär von einem Fuss zum anderen weiter‐ spannt. Von hinten betrachtet bilden auch die beiden Fersenbeine vereint ein Gewölbe. 8
Senkfuss Der Senkfuss ist durch ein Absenken des inneren Längsgewölbes ge‐ kennzeichnet. Die Gewölbssenkung ist weniger deutlich ausgeprägt als beim Plattfuss. Typisch für einen nichtkontrakten, beweglichen Senkfuss ist, dass die Absenkung nur in belastetem Zustand sichtbar wird und sich das Längsgewölbe in unbelasteter Form unauffällig zeigt. Bei flexiblen Deformitäten und frühen Stadien des Senkfusses kann es im Zehenstand zur Aufrichtung der Längswölbung kommen. Auch durch die passive Biegung der Grosszehe nach oben, die zu einer Anspannung der Sehnenplatte führt, lässt sich eine Aufrichtung der Längswölbung erreichen (Jack-Sign). Anschliessend versuchen Sie, während Sie ruhig dastehen, die Längsgewölbe der Füsse mehrmals aus eigener Kraft so weit hochzu‐ ziehen wie es geht. Betrachtet man die Auftrittsfläche der Fuss-Sohle, kann der Senkfuss anhand einer Verbreiterung im Mittelfuss erkannt werden. Häufig ist der Senkfuss aufgrund einer dauerhaften Schwäche der Fussmuskulatur entstanden, die normalerweise das Längsgewölbe trägt. Allen voran ist dies der hintere Schienbeinmuskel der, wenn er geschwächt ist, nicht mehr in der Lage ist die innere Längswölbung des Fusses aufrecht zu halten. Beschwerden treten bei grossen Instabilitäten auf, wenn das Gewöl‐ be bei jedem Schritt stark einsinkt oder bei langen stehenden Tätig‐ keiten. Mit Masseinlagen verschwinden die Beschwerden meist unmittelbar. Übung gegen den Senkfuss Stellen Sie sich ohne Schuhe hin und heben Ihren Körper langsam in den Zehenstand. Darauf senken Sie sich zur Hälfte ab und wiederho‐ len das Ganze einigen Male. Steigern können Sie dieses Training, in‐ dem Sie jeweils nur auf einem Fuss stehen (bitte festhalten!). Stellen Sie nun die Ferse ab und ziehen Sie die Zehen mehrere Male 9 10
Tibialis posterior-Syndrom Der Ausfall eines unscheinbaren Beinmuskels und seiner Sehne kann mit der Zeit zu gravierenden Fuss-Problemen führen. Die chronische Überbelastung des musculus tibialis posterior, dem hinteren Schien‐ beinmuskel und insbesondere seiner Sehne wird als Tibialis posteri‐ or-Syndrom bezeichnet. Der hintere Schienbeinmuskel befindet sich, wie es der Name sagt, direkt hinter dem Schienbein und dessen Sehne verläuft hinter dem inneren Fussknöchel entlang zur Innenseite des Fusses. Die beiden leisten einen wesentlichen Beitrag zur aktiven Stabilisation der inne‐ ren Fusslängswölbung und des gesamten Rückfusses. Bei Verlust dieser bedeutenden Funktion hat das weitreichende Auswirkungen auf die Stellung des Fusses und die Gesundheit der einzelnen Gelen‐ ke im Fuss. Das Problem wird immer häufiger In den letzten Jahren konnte eine signifikante Zunahme dieser Erkran‐ kung beobachtet werden. Obwohl es typischerweise vermehrt bei über vierzigjährigen weiblichen Patienten vorkommt, kann das Tibialis posterior-Syndrom nicht selten auch bei Freizeitsportlern und bei Athleten festgestellt werden. Dabei scheinen wiederholt auftretende Mikroverletzungen und chronische Überbeanspruchung der Sehne als Ursache im Vordergrund zu stehen. Die medizinische Forschung ist sich über die weiteren Hintergründe für die Entstehung des Tibialis posterior-Syndroms und dessen Häufung noch nicht einig. Angebore‐ ne Knick-Senkfüsse, Bluthochdruck, sowie Übergewicht wurden be‐ reits als Risikofaktoren für die Entstehung identifiziert. Wie es zum Schmerz kommt Der Muskel reagiert auf die Überlastung zunächst mit Schmerz und Verhärtung, was der Patient entlang des Schienbeins unangenehm wahrnimmt, dann kommt es zur Sehnenscheidenentzündung mit massiver Schwellung direkt hinter und unter dem Fussinnenknöchel. Der Verlauf der Sehne wir unter der Haut deutlich sichtbar und ge‐ rötet. Mit der Zeit entstehen bei normaler Belastung Mikrotraumata, feine Längsrisse in der Sehne. Diese fortschreitende Schädigung führt im Endstadium zu einem Reissen der Sehne, darauf löst sie sich regelrecht auf. Das Längsgewölbe des Fusses wird nicht mehr gehal‐ ten und kollabiert vollständig, innerhalb weniger Monate führt dies zum erworbenen Plattfuss und damit zu gravierenden schmerzhaften Funktionsstörungen des Fusses. Man weiss heute, dass unbehandelt ein Fortschreiten der Dysfunkti‐ on und der Sehnenläsionen zu einem progressiven Zerfall der Fuss‐ geometrie mit Schmerzen, Sportreduktion bis hin zur starken Gehbeeinträchtigung führt. Eine Spontanheilung ist so gut wie ausge‐ schlossen. 11 12
Nur optimale Einlagen helfen Die rechtzeitige Therapie mit optimal wirkenden Schuheinlagen nach Mass ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Behandlung wird jedoch in den fortgeschrittenen Phasen, in denen der Fuss zunehmend unbeweg‐ lich wird, immer schwieriger. Viele Einlagen stützen viel zu wenig oder bestehen nur aus Rand, der neben dem Fuss nicht viel zu bewirken mag. Die Unterstützung muss, wie es der Name sagt, von unten auf den Fuss einwirken. Folgende Wirkungen konnten in ausgedehnten Tests erreicht werden: 1. Signifikante Schmerzlinderung. Sowohl an der Sehne in den ers‐ ten Phasen, wie auch in den Fusswurzelgelenken in den fortge‐ schrittenen Phasen durch Verringerung der Hypermobilität und damit Verbesserung der Funktion des Fusses. 2. Erholung der Tibialis posterior-Sehne durch Rückgang von Mikro‐ traumata und Entzündungszeichen. 3. Deutliche Verlangsamung der Progredienz. 4. Erhaltung der Fussfunktion und dadurch Weiterführung von Beruf und Sport. 5. Abwenden einer Operation. Setzt die Behandlung mit Einlagen in einer akuten Phase ein und es muss mit dem unmittelbaren Reissen der entzündeten Sehne gerech‐ net werden, ist eine vorgängige, komplette Ruhigstellung des Fusses mit Hilfe einer Unterschenkelorthese (z.B. VACOped) über zwei Wo‐ chen ratsam. Erzielt die angefertigte Einlage nicht eine deutliche Schmerzredukti‐ on, muss sie zwingend nachgearbeitet werden! Zudem sollten die Einlagen spätestens nach 12 Monaten kontrolliert und eventuell ver‐ stärkt werden. 13 Optimale Einlagen beschränken im Wesentlichen das Einsinken des Längsgewölbes und das Einknicken der Ferse auf ein Minimum und entlasten somit die angeschlagene Tibialis posterior-Sehne optimal. Eine hohe Abstützung im hinteren, inneren Bereich des Fusses stützt kräftig, aber elastisch den Fuss von unten. Aber Vorsicht: Der Fuss muss sich bewegen können und somit sind steife Materialien nicht geeignet! Die Schuhe spielen eine entscheidende Rolle! Flexible, zu weiche Schuhe vermögen den instabilen Fuss nicht aus‐ reichend zu stützen und zu führen, darüber hinaus geben sie innert wenigen Wochen immer mehr nach. Damit wird das Problem noch grösser. Schuhe mit stabilem Schaft und fester Sohle sind viel angemessener und unterstützen auch die Wirkung der Einlagen perfekt, so dass Schuh, Einlage und Fuss eine optimale Einheit bilden können. Hier‐ durch kann eine unmittelbare massive Schmerzverringerung erzielt werden. Wird das Problem ignoriert kann es zu einem vollständigen Einsinken des Längsgewölbes kommen. 14
schmerzen manifestieren können. Man unterscheidet deshalb auch zwischen dem oberen und dem unteren Fersenschmerz. innen versetzt ausgelöst werden. Oft strahlt er im Verlauf der Sehne nach vorne hin aus. Wenn die Beschwerden schon seit Wochen oder Monaten andauern, wird der Schmerz häufig auch am Rand der Ferse wahrgenommen. Fersenschmerzen werden fälschlicherweise oft pauschal als Fersensporn bezeichnet. Unterer Fersenscherz Fersensporn Unter dem unteren Fersenschmerz versteht man Schmerzen direkt unterhalb der Ferse. Dies können Probleme mit einem Fersensporn, eine Entzündung der Plantarfaszie (Plantarfasciitis) in der Gegend ihres Ansatzes an der Ferse und Schmerzzustände nach Verletzun‐ gen der Sehnenplatte sein. Diese Schmerzen zeigen sich vor allem bei Belastung direkt unter der Ferse. Der grösste Schmerz kann durch Ertasten meist genau in der Mitte unterhalb der Ferse oder leicht nach Die Mineralisation des Übergangs vom Fersenknochen zur Plantar‐ faszie erkennt man im Röntgenbild an einem so genannten Fersen‐ sporn. Sie nimmt zwischen dem 40. und 60. Altersjahr zu, kann aber auch schon jüngere Menschen betreffen. Einen Fersensporn weisen rund 15 % der erwachsenen Bevölkerung auf, wobei nur etwa 50 % von ihnen an Fersenschmerzen leiden. Wenn ein Fersensporn vor‐ handen ist, dann ist die schmerzverursachende Problematik meist eine entzündete Plantarfaszie. Ausnahmen bilden grosse Fersenspor‐ ne in Kombination mit verhältnismässig geringer Fersenfettpolste‐ rung, die wie Fremdkörper ins umliegende Gewebe drücken. Ein Fersensporn kann meist durch einen gezielten Fingerdruck unterhalb der Ferse ertastet und lokalisiert werden. An dieser Stelle ist dann auch die Schmerzsymptomatik am ausgeprägtesten. Fersenschmerzen Mit einem Röntgenbild kann der Fersensporn sichtbar gemacht wer‐ den. Das Röntgenbild und die Diagnose Fersensporn sind aber bei der Behandlung und Therapie in der Regel nicht ausschlaggebend, da die Ursachen und die Entlastung des Schmerzpunktes im Vorder‐ grund stehen. Da der Fersensporn das Risiko erneuter Schmerzen er‐ höht, empfehlen wir das vorbeugende Tragen angepasster Schuheinlagen auch zukünftig. Entzündung der Plantarfaszie (Sehnenplatte) Die Plantarfaszienentzündung im Bereich der Ferse ist die häufigste Diagnose bei unteren Fersenschmerzen. 15 16
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